Friedrich Carl Andreas
Friedrich Carl Andreas (FCA) wurde am 14.4.1846 in Batavia, Niederländisch-Indien, heute Jakarta, Indonesien, geboren und starb am 3.10.1930 in Göttingen. Seine Mutter war die Tochter eines norddeutschen Arztes, der auf Java eine Malaiin geheiratet hatte. Sein Vater war ein armenischer Fürst aus Isfahan (Iran), der nach einer verlorenen Geschlechterfehde den Familiennamen Bagratuni abgelegt und den Namen Andreas angenommen hatte. Als FCA sechs Jahre alt war, zog die Familie nach Hamburg um. Er besuchte dort zunächst eine Privatschule und kam später auf ein Gymnasium in Genf. Dank seiner extremen Sprachbegabung hatte er schon Deutsch, Englisch, Niederländisch, Französisch, Latein und Griechisch gelernt. So studierte er in Halle, Erlangen, Göttingen und Leipzig Orientalistik, speziell Iranistik, sowie klassische Philologie und Philosophie. Er betrachtete die Sprache als einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis des Lebens und der Seele eines Volkes. Durch seine Dissertation Beiträge zu einer genaueren Kenntnis des mittelpersischen (Pahlavi-) Schrift- und Lautsystems erwarb er 1868 an der Universität Erlangen den Doktortitel. Danach war er zu Studienzwecken in Kopenhagen und lernte dort auch nordische Sprachen. Im Deutsch-Französischen Krieg nahm er 1871 als Soldat an der Schlacht bei Le Mans teil. 1874 ging er als der archäologische Vertreter einer preußischen Expedition nach Iran und blieb trotz des Versiegens der staatlichen Finanzierung bis 1882 dort.
Durch Tätigkeiten im iranischen Postdienst sowie als Heilpraktiker und durch Unterreichten von Sprachen verdiente FCA seinen Lebensunterhalt, um an Ort und Stelle seine Studien fortzusetzen und Erkenntnisse über die iranische Kultur und das orientalische Leben zu gewinnen. Wegen seines guten Rufs erhielt er Zugang zum iranischen Königshof. Als Reisebegleiter des iranischen Prinzen Ihtisam-ed-daule kam er 1882 nach Deutschland. Er hatte im Iran seine Gesundheit ruiniert und brach in Berlin zusammen. Völlig mittellos geworden, konnte er in Berlin seinen Lebensunterhalt wieder durch Sprachunterricht nur mühsam verdienen. In dieser Zeit begegnete er Lou und schloß mit ihr eine Ehe (→ Ehe). Dank seiner umfassenden Bildung und Kenntnisse fand er 1887 eine angemessene Stellung als Professor für Persisch und Türkisch an dem neugegründeten Seminar für orientalische Sprachen in Berlin. Als Opfer von Intrigen verlor er sie nur zwei Jahre später. Seine hervorragende Kompetenz in Orientalistik und Iranistik blieb aber nicht verborgen. Aufgrund der Empfehlung von zwei bedeutenden Sprachwissenschaftlern berief ihn der preußische Kultusminister im Frühjahr 1903 als Professor auf den Lehrstuhl für Westasiatische Sprachen an der Universität Göttingen. FCA starb am 3.10.1930 mit 84 Jahren an einem Krebsleiden und fand im Stadtfriedhof von Göttingen seine letzte Ruhestätte. Er gehört zu Deutschlands besten Orientalisten und Iranisten.