Logo
   
    Startseite  Leben  Werke  Literatur  Lexikon  Links  Rilke  home
   
    A B C D E F G H I J K L M N O Ö P Q R S T U V W X Y Z ?
Lou

F

Lou und Anna Freud

Anna ist das jüngste der sechs Kinder von Sigmund und Martha Freud. Sie wurde am 3.12.1895 in Wien geboren und starb am 8.10.1982 in London. Anna wurde zunächst Volkschullehrerin. Aber ihr Interesse galt eigentlich der Psychoanalyse. Sie absolvierte eine Lehranalyse bei ihrem Vater und wurde dann Anna Freudselbst auch als Psychoanalytikerin tätig. In ihren Arbeiten konzentrierte sie sich auf Kinder und wurde so die Begründerin der Kinderanalyse. Von ihr stammen die heute als Klassiker geltenden Bücher Einführung in die Technik der Kinderanalyse (1927) und Einführung in die Psychoanalyse für Pädagogen (1930). Ihr Hauptwerk ist Das Ich und die Abwehrmechanismen (1936). Sie soll auch erwachsene Prominente, wie zum Beispiel Marilyn Monroe, analysiert haben. Die treu sorgende Tochter Anna war auch die Sekretärin, Mitarbeiterin und Organisatorin des Vaters. Sie war während seiner Krebskrankheit seine Krankenpflegerin und vertrat ihn auf Kongressen. Seine Sorge, dass sie sich wenig für die Männer zu interessieren scheine, bewahrheitete sich, als sie sich mit 30 Jahren in eine Frau verliebte, in die Millionenerbin Dorothy Burlingham-Tiffany aus New York mit vier Kindern. Sie wurden ein unzertrennliches Paar und lebten und arbeiteten bis zu Dorothys Tod zusammen. Aber jede Vermutung auf eine lesbische Liebe wehrten sie ab. Freuds Kommentar zu dieser Verbindung war: "Gottlob, Anna ist versorgt!".

Anna ging 1938 mit ihrer Familie ins Exil nach London. Dort gründete sie zusammen mit Dorothy die Hampstead Nurseries, eine Institution für Kriegskinder und -waisen. Daraus wurde nach dem Krieg die bedeutende Hampstead-Klinik für Kinder und das Lehrinstitut für Kindertherapie.

Nachdem nun durch ihre Verbindung zur Psychoanalyse (→ Psychoanalyse) schon seit 1911 zwischen Lou und Annas Vater, Sigmund Freud, eine freundschaftliche Beziehung besteht, lädt der Vater Lou im September 1921 zu einem Besuch bei sich und seiner Familie nach Wien ein.  Am 9. November kommt Lou in Wien an. Anna - noch Volksschullehrerin - holt sie ab. Bei den Gesprächen, die allabendlich zwischen Lou und Freud stattfinden, ist sie regelmäßig dabei. Mit Lou verbringt sie auch ganze Vormittage. Sie ist 26, Lou schon 60 Jahre alt. Sie begleitet Lou zu ihren alten Wiener Freunden wie Richard Beer-Hofmann und Arthur Schnitzler. Allerdings geht Lou zu Friedrich Pineles allein (→ Pineles). Vom Meister Freud hat sie bereits das eindeutige Zeichen seiner Freundschaft erhalten, den goldenen Ring mit einer römischen Gemme, den Freud nur seinen nahen Anhängern zu schenken pflegt. Nun entsteht auch zwischen ihr und Anna eine tiefe, warme Freundschaft. Sie wird bis zu Lous Tod im Jahre 1937 andauern. Anna wird sie oft in Göttingen besuchen (→ Göttingen). Und sie werden einander viele Briefe schreiben. Zurückgeblieben davon ist eine umfangreiche Korrespondenz:

Andreas-Salomé, L. und Anna Freud: " ... Als käm ich heim zu Vater und Schwester". Briefwechsel 1919-1937. Zwei Bände. Herausgegeben von D.A. Rothe und I. Weber, Göttingen 2001.