Inhalte der Werke
Rainer Maria Rile: Leipzig, 1928
Seit ihrem Wiedersehen mit Rilke im Jahre 1919 in München beschäftigte sich Lou wieder intensiver mit ihren Erinnerungen an die Zeit, die sie mit ihm verlebt hatte (1897-1901). Nach seinem Tode am 26.12.1926 musste sie nun endlich von ihm endgültig Abschied nehmen. Sie las ihre gesamte, gemeinsame Korrespondenz noch einmal und vertiefte sich in sein Werk. Das Ergebnis dieses Abschieds legte sie 1928 in Form eines Buches vor: Rainer Maria Rilke. Es ist ein sehr persönliches Buch. Es stellt einen Abriss über Rilkes Leben dar und untersucht die Psychologie der Entstehung seiner Dichtung. Da Lou spätestens seit 1912/13 die Welt nur noch durch die Brille der Freudschen Tiefenpsychologie betrachtet, erfolgen ihre Interpretationen auch fast ausschließlich aus dieser Perspektive. Sie sind keine literarisch-ästhetischen Analysen, Deutungen oder Bewertungen. Lous Ansichten wollen hier eine Art Diagnose und Ursachenforschung sein, um die psychischen Gegebenheiten hinter dem Werk des Dichters zu beleuchten und letztlich ihn als krank abzustempeln. Das Buch kann als eine nachträgliche Begründung der Frage durch die Autorin angesehen werden, warum sie damals (1901) auch Rilke, wie ihre anderen Liebhaber, als ihren legendären Geliebten verstoßen habe, und erscheint als eine konsequente Fortsetzung dieser inneren Distanzierung von ihm auch nach seinem Tode.