Kurzporträt
Louise Andreas-Salomé, kurz LAS oder einfach Lou genannt, wurde am 12.2.1861 in St. Petersburg geboren. Im Jahre 1880 nahm sie als Gasthörerin an der Universität Zürich das Studium der Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte auf, das sie jedoch aufgrund einer schweren Erkrankung nach zwei Semestern aufgeben musste. Sie wurde freie Schriftstellerin, entwickelte sich zu einer autarken Persönlichkeit, bereiste die europäischen Großstädte und verfasste zahlreiche - im damaligen Sinne psychologische und religionsphilosophische - Schriften, Rezensionen, Essays, Erzählungen sowie Romane. Auf prominente Persönlichkeiten in Kunst und Wissenschaft, vor allem auf Männer, übte sie eine besondere Faszination aus. Von diesen wurde sie bewundert, begehrt, umworben und geliebt. Ihre Bildung, ihr Interesse für Kunst und Wissenschaft, ihr weltläufiges Auftreten und nicht zuletzt ihre Koketterie zogen sie wie ein Magnet an und trugen zu ihrer bis heute anhaltenden, geheimnisumwitterten Aura bei. Dank dieser Aura dient sie noch heute manchen jungen Frauen als ein Vorbild.
Auf einer Romreise 1882 machte LAS die Bekanntschaft des Philosophen Paul Rée (1849-1901) und lebte einige Jahre mit ihm in einer Wohnung in Berlin. Durch ihn lernte sie auch Friedrich Nietzsche (1844-1900) kennen. Dieser machte ihr vergeblich zwei Heiratsanträge. Stattdessen heiratete sie im Jahre 1887 den Iranisten Friedrich Carl Andreas (1846-1930) und nahm seinen Namen an. Obwohl ihre Ehe bis zum Tode ihres Mannes 43 Jahre lang bestand, blieb sie eine rein platonische Verbindung, eine Josephsehe. Unter ihren Freunden waren auch viele prominente Zeitgenossen wie zum Beispiel der Dichter Gerhart Hauptmann (1862-1946), der Arzt und Dichter Arthur Schnitzler (1862-1931), der Dichter Hugo von Hofmannsthal (1874-1929), der Schriftsteller Maximilian Harden (1861-1930) und der Naturwissenschaftler Wilhelm Bölsche (1861-1939). LAS genoss auch leidenschaftliche Liebschaften. Die bekannteste davon war die legendäre Liebesbeziehung der 36-Jährigen zu dem 21-jährigen Dichter Rainer Maria Rilke (1875-1926). Eine Wende in ihrem Leben wurde im Jahre 1911 durch die Freudsche Psychoanalyse hervorgerufen, die sie bei Sigmund Freud selbst erlernte. Sie wurde analytische Psychotherapeutin und eröffnete mit 54 Jahren (1915) eine eigene Praxis für Psychotherapie in Göttingen. Seit der Professur ihres Mannes (1903) an der Universität Göttingen lebten sie hier in ihrem Haus am Hang des Hainbergs, das nach Lous Tod (1937) einer Neubebauung weichen musste. Ein Gedenkstein dort erinnert seit 1972 an sie und ihren Mann. Außerdem tragen in Göttingen eine Straße sowie ein Institut für Psychotherapie ihren Namen.