Malwida von Meysenbug
Malwida Freiin von Meysenbug (1816-1903) war freie Schriftstellerin in Berlin und befürwortete die Revolution von 1848. Wegen ihrer politischen Aktivitäten wurde sie im Jahre 1852 aus Berlin verwiesen. Sie emigrierte nach London und lebte später in Paris und Florenz, seit 1870 in Rom. Sie trat für die Rechte der Arbeiter und Frauen ein. Ihre Ansichten darüber hat sie in ihrem Buch Memoiren einer Idealistin (1869, 1876) niedergelegt.
In London lernte sie Richard Wagner und Gottfried Kinkel kennen. Bei der Heirat von Richard Wagner mit Cosima wurde sie Trauzeugin. Durch ihn machte sie auch 1872 in Bayreuth die Bekanntschaft mit Friedrich Nietzsche. Durch Nietzsche lernte Malwida dessen Freund kennen, einen jungen Moralphilosophen namens Paul Rée (→ Lous Liebschaften).
Der zweite Mann, Kinkel, war Dozent an der Universität Zürich. Lou hatte 1880-81 bei ihm Kunstgeschichte gehört. Als sie wegen ihrer schweren Erkrankung das Studium aufgeben musste und auf ärztlichen Rat hin ein wärmeres Klima aufsuchte, reiste sie nach Rom. Bei dieser Gelegenheit bat sie Kinkel um eine Empfehlung an seine Bekannte Malwida von Meysenbug. Bevor sie in Rom eintraf, hatte Lou Malwidas Buch Memoiren einer Idealistin schon gelesen und konnte darüber mitreden. Es entstand eine tiefe Freundschaft zwischen beiden Frauen. Bei Malwida lernte Lou im März 1882 Paul Rée und Friedrich Nietzsche kennen und betrat damit einen entscheidenden Abschnitt ihres Schicksals.